Das einsame Dünengrab

In der Nähe des Bibelkreisheims (BK-Heim) im Baltrumer Ostdorf befindet sich, einsam an einer Düne, ein Grab. Hier ruht "Hendrick Dirk de Boer". Früher stand dort ein aus brasilianischem Hartholz geschnitzter "Doodpaal", der heute noch im Baltrumer Heimatmuseum "Altes Zollhaus" besichtigt werden kann. Seit den späten 30er Jahren steht in den Dünen ein Gedenkstein, auf dessen verwitterter Tafel zu lesen ist:

HIER RÜST HET
S. V. L. K. D.
VAN H. D. DE BOER
GEB. 12. OKT 1794 IN VEENDAM
OVERLEEDEN ALLHIER
DEN 12. JULI 1849

Von diesem Grab erzählen die Insulaner folgende Sage (in leicht unterschiedlichen Versionen): Ein holländischer Kapitän, im Baltrumer Volksmund "Jan de Boer" genannt, lag zur Ebbe im Watt vor Baltrum, um die Flut abzuwarten. Sein Schiff war die Tjalk "Jaltina", ein Segelschiff mit flachem Boden, einem Mast und Seitenschwertern, wie es hauptsächlich zum Einsatz im Wattenmeer verwendet wird. Denn bei Ostwind kam es häufiger vor, dass der Wind das Wasser aus der Nordsee drückte und die oftmals schwer beladenen Schiffe zu wenig Wasser hatten und daher im flachen Watt liegen blieben. So erklärt es sich, daß dem Schiffer "Jan de Boer" vor Baltrum der Proviant ausgegangen war, den er nun auf auf der Insel ergänzen wollte.

Als "Jan de Boer" auf die Insel kam, forderte er von den Insulanern Weißbrot und Genever. Doch da die Einwohner Baltrums in sehr dürftigen Verhältnissen lebten, konnten sie ihm nur Schwarzbrot und Ziegenmilch anbieten. Zornig verließ der Holländer das Eiland und erklärte, auf so einem elenden Sandhaufen möchte er nicht leben, ja nicht einmal begraben sein!

Wegen des niedrigen Wasserstandes konnte das Schiff auch an den nächsten Tagen seine Fahrt nicht fortsetzen, und völlig unerwartet verstarb der Kapitän "Jan de Boer". Seine Besatzung bat die Insulaner, den Toten auf dem Inselfriedhof bestatten zu dürfen. Aber den Insulanern waren die Verwünschungen des Verstorbenen noch zu frisch in Erinnerung: "auf so einem elenden Sandhaufen möchte er nicht einmal begraben sein". Die Insulaner sahen in dem überraschenden Tod des Kapitäns einen Fingerzeig der strafenden Gerechtigkeit Gottes und verweigerten ihm ein christliches Begräbnis auf dem Inselfriedhof. So durfte "Jan de Boer" von seinen Leuten nur in den einsamen Dünen begraben werden.

Im Jahr 2005 besuchten Nachfahren de Boers sein Grab: Gerhard Geerken (Ururur-Enkel) und seine Tochte Esmée. Recherchen Gerhard Geerkens lassen vermuten, dass "Jan de Boer" an Cholera gestorben ist und aus gesundheitlichen Gründen weit abseits des Dorfes und Friedhofs begraben wurde. Der Besuch der Nachfahren "Jan de Boers" wurde von einem Kamerateam des NDR begleitet und ist in der Inselglocke (Weihnachtsausgabe 2005) dokumentiert. Zudem drehte der NDR einen Kurzfilm, der die Geschichte "Jan de Boers" erzählt.

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Bilder des einsamen Grabs in den Dünen

Grabstein von Jan de Boer im Osten Baltrums Nachfahren Jan de Boers beim Besuch des Grabsteins. De Boers Grabstein auf einer alten Postkarte Lageplan des Grabsteins